Orchideenhaus

Im Orchideenhaus (Haus 1), das erste südliche Schauhaus, ist der Pflanzenfamilie der Orchideen gewidmet. In feuchtwarmer Atmosphäre werden darin verschiedene tropische Pflanzen kultiviert, die durch jeweils blühende Exemplare aus der reichhaltigen Orchideensammlung des Botanischen Gartens ergänzt werden.

In diesem Haus werden die blühenden Orchideen aus den Anzuchthäusern dem breiten Publikum gezeigt. Wertvolle und kleine Pflanzen sind aus Sicherheitsgründen in einer Vitrine, sowie der hinteren geschlossenen Abteilung des Gewächshauses untergebracht. Ausgepflanzt und offen zur Schau gestellt werden nur Großpflanzen und weniger seltene Exemplare. Diverse tropische Blatt- und Blütenpflanzen, hier speziell tropische Palmen und Plumeria, tragen zur „Dschungel-Atmosphäre“ des Hauses bei. Eine weitere Attraktion befindet sich im Herzen des Hauses, wo ein kleiner Wasserfall über ein Bächlein in ein Wasserbecken mündet. Hier haben inmitten der Urwaldidylle kleinere und größere Schmuckschildkröten aus der Reptilienauffangstation ein geeignetes Zuhause gefunden.

Schutz durch das Washingtoner Artenschutzabkommen

Nicht alle Orchideen benötigen hohe Temperaturen zu ihrem Wachstum, aber die prächtigsten und wertvollsten Arten dieser Pflanzenfamilie sind in feucht-tropischen Klimaregionen beheimatet. Durch ihre Exklusivität und ihren hohen Handelswert wurden viele Orchideenarten an ihren Naturstandorten nahezu ausgerottet. Deshalb sind alle geschützt und ihr Handel ist gesetzlich reglementiert.

Spektakuläre Überlebensstrategie

Mit etwa 30.000 Arten und einer enormen Zahl von Züchtungen sind Orchideen die vielfältigste Pflanzengruppe der Welt. Das bedeutet, dass jede zehnte Pflanzenart auf dieser Erde eine Orchidee darstellt. Aber wo versteckt sich diese Unmenge an Arten? Der größte Teil der Orchideen, nämlich mehr als 20.000 Arten, leben als Aufsitzerpflanzen auf tropischen Bäumen und Sträuchern.

Als sogenannte Epiphyten haben Orchideen mannigfaltige Anpassungen an die Lebensweise in luftiger Höhe entwickelt. So gibt es bei baumbewohnenden Orchideen Speicherorgane in Form von kugelig oder spindelförmig verdickten Sprossen, sogenannten Pseudo-Bulben. Andere besitzen fleischig verdickte, wasserspeichernde Blätter. Schließlich gibt es gar welche, die vollkommen blattlos sind. Bei ihnen haben die Wurzeln, die Blattgrün enthalten, vollständig die Aufgabe der Blätter übernommen.

Winzige, flugfähige Samen

Die Orchideen besitzen eine spektakuläre Lebensstrategie. Der gesamten Pollen, der bei den übrigen Blütenpflanzen in Staubform vorliegt, ist bei den meisten Orchideen-Arten zu Pollenpaketen (Pollinien) vereinigt. Deswegen ergeben sich sehr hohe Samenmengen nach erfolgreicher Bestäubung. Es wurden schon Mengen von über einer Million Samen pro Samenkapsel gezählt. Die Samen sind dementsprechend staubfein, sie besitzen kein Nährgewebe und sind aufgrund ihres geringen Gewichtes gut flugfähig.
Erreicht ein Orchideensame einen geeigneten Pilz, so wird er infiziert. Er beginnt zu keimen, nachdem er Teile der Pilzhyphe verdaut hat. Normalerweise geht die Orchidee eine dauerhafte Bindung zu ihrem Pilz ein. Der Pilz erschließt ihr verschiedene Mineralien, die Orchidee gibt ihrem Partner überschüssige Kohlenhydrate ab. In unseren Gewächshäusern gedeihen die Orchideen auch ohne ihre Symbiosepilze. In der Natur ist die Keimungsrate sehr gering, denn die Wahrscheinlichkeit, den geeigneten Pilz innerhalb der kurzen Lebensdauer zu finden, ist minimal.

Lieblinge der Fensterbank

Als Zimmerpflanze haben sich nur etwa zwanzig Gattungen durchgesetzt. Insbesondere Phalaenopsis mit ihren vielfarbigen, attraktiven Blütenrispen, kommt mit heimischen Zimmertemperaturen besonders gut zurecht. Seit massenhaft Orchideen der Blumenindustrie an die Käufer:innen gebracht werden, sind die Preise für die Schmuckstücke stark gefallen.

Foto Headerbild: Max Winkler


Preisgekrönt

Im Botanischen Garten München-Nymphenburg stellte sich das Orchideenrevier unter Leitung von Bert Klein regelmäßig dem nationalen und internationalen Vergleich. In Orchideen-Wettbewerben geht es u.a. um Blütenfarbe und Form, Blütengröße und Anzahl der Blüten pro Stängel sowie um die gelungene Präsentation. Viele Male holte Bert Klein Pokale und Medaillen für den Botanischen Garten heim nach München. Seit 1992 errang das Orchideenrevier dutzende Gold-, Silber-, Bronzeauszeichnungen sowie fünf Ehrenpreise.


Medaillen und Auszeichnungen

Zahlreiche Auszeichnungen gewann Bert Klein
für den Botanischen Garten München

21 Goldmedaillen

58 Silbermedaillen

99 Bronzemedaillen

5 Ehrenpreise