Alpine Pflanzen

Deutschland verfügt über mehr als 90 öffentliche Botanische Gärten und beinahe in jedem befindet sich eine mehr oder weniger große Steingartenanlage. Der Grund: Gebirgspflanzen sind in der Regel klein, ihre Blüten oft groß. Auf einer kleinen Fläche kann so eine reichhaltige Sammlung attraktiver Pflanzen untergebracht werden.

Am Botanischen Garten München-Nymphenburg ist die Sammlung alpiner Pflanzen in ihrem Umfang und in ihrer Qualität einzigartig. Verschiedene Kulturbedingungen, hohes gärtnerisches Niveau, regelmäßige Sammelaktivitäten an Naturstandorten und die weltweite Vernetzung mit Partnerinstitutionen sind die Voraussetzung für den langfristigen Erhalt einer Sammlung von mehr als 3.000 Arten aus den verschiedensten Gebirgsregionen der Welt.

Historie: Entstehung von Alpengarten, Alpinum und Alpinenhaus

Insbesondere Karl von Goebel – Gartendirektor von 1891 bis 1931 – ist es zu verdanken, dass sich die alpinen Pflanzen am Botanischen Garten in München zu einem der bedeutendsten Sammlungsschwerpunkte entwickelt haben. Schon als Direktor des Alten Botanischen Gartens war Goebel von der Alpenflora fasziniert, realisierte aber, dass das Münchner Klima der Kultur dieser Pflanzen gewisse Grenzen setzt. Deshalb bemühte er sich schon früh, einen Satellitengarten in den Hochlagen der Alpen zu etablieren: Mit der Gründung des Alpengartens auf dem Schachen im Jahre 1901 eröffnete Goebel völlig neue Möglichkeiten für die Alpinenkultur in der Münchner Sammlung.

Ein weiterer entscheidender Schritt ergab sich 1914 mit der Verlegung des Botanischen Gartens in den Stadtteil Nymphenburg. Bereits in der Planungsphase räumte Karl von Goebel dem Alpinum am neuen Standort einen hohen Stellenwert ein. Noch heute ist das Alpinum – das in seiner Grundgestaltung seit über 100 Jahren weitestgehend unverändert ist – eine der prägnantesten Strukturen des Botanischen Gartens.

Als wichtige Ergänzung kam einige Jahrzehnte später das Alpinenhaus hinzu, in welchem heiklere Gebirgspflanzen kultiviert und ausgestellt werden. Dieses kleine Schaugewächshaus wurde 1971 mit Mitteln der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München neu aufgebaut.

Struktur der Gebirgspflanzensammlung

Die Gebirgspflanzensammlung besteht aus drei Kernbereichen: Dem Alpinum, dem Alpinenhaus und – als Außenstation – dem Alpengarten auf dem Schachen. Das vierte wichtige Segment ist die Alpine Anzucht, die die drei anderen Bereiche mit Nachzuchten versorgt. Insgesamt wird in diesen Abteilungen die Kultur einer enormen Vielzahl von Pflanzenarten mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen ermöglicht. Dies macht die Münchner Alpinensammlung zu einer der artenreichsten in Mitteleuropa.

Zielsetzung

Die Alpinensammlung hat das Ziel, die Besucher:innen für die Schönheit der alpinen Flora zu begeistern und ein tieferes Verständnis für diese einzigartigen Naturräume aufzubauen. Neben dem Bildungsauftrag dient die Schwerpunktsammlung aber auch Forschungszwecken und Artenschutzprojekten. Für einige vom Aussterben bedrohte Gebirgs- und Vorgebirgsarten betreut der Botanische Garten München Sicherungskulturen, zum Beispiel für den Alpenknorpellattich, die Deutsche Tamariske, Safransteinbrech oder das Karlsszepter.