Erforschung der botanischen Vielfalt Kameruns

Vier botanische Expeditionen in den Jahren 2022 bis 2024 bildeten Auftakt und Konsolidierung einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen dem Prinzessin-Therese-von-Bayern-Lehrstuhl für Systematik, Biodiversität und Evolution der Pflanzen der Universität München, der Botanischen Staatssammlung, dem Botanischen Garten München-Nymphenburg und unserer Partnerinstitution in Kamerun, des Laboratoire de Botanique Systématique et d’Écologie der Ecole Normale Supérieure der Universität von Yaoundé. Hierbei geht es um die botanische Erforschung der Bergregenwälder der sogenannten Kamerunlinie, einer Gebirgskette vulkanischen Ursprungs, die sich von den Inseln im östlichen Teil des Golfes von Guinea bis weit hinein in den Nordosten von Kamerun erstreckt. Ziel der Kooperation ist es, einerseits zur Erschließung der extrem diversen Flora Kameruns beizutragen und andererseits mit dem gesammelten Material aktuelle Forschungsprojekte zur Evolution und Biogeographie ausgewählter Gattungen westafrikanischer Bergregenwälder durchzuführen.

Pflanzenmaterial für den Botanischen Garten und die Botanische Staatssammlung

Die Region Bandoumkassa im Nordwesten Kameruns war das erste, botanisch so gut wie unerforschte Ziel der Expeditionen. Diese fanden zu unterschiedlichen Jahreszeiten statt, um einen möglichst breiten Einblick in Flora und Vegetation zu erhalten. Die Expeditionsteams sammelten insgesamt über 2.500 Belege für die Botanische Staatssammlung, das Herbarium der Ecole Normale Supérieure und andere wichtige Herbarien sowie 250 Akzessionen lebender Pflanzen für den Botanischen Garten. Auf der Grundlage des Lebendmaterials wurde ein Schauhaus (Haus 4b der Schaugewächshäuser) der Flora Kameruns gewidmet.

Neue Erkenntnisse für die Wissenschaft

Ausgewählte Arten der Kamerun-Aufsammlungen werden für die Initiative „Plant and Fungal Trees of Life“ der Royal Botanic Gardens in Kew sequenziert, um den Anteil afrikanischer Taxa zu erhöhen und so bessere Grundlagen für phylogenomische Forschung mit afrikanischen Gattungen zu schaffen. Unsere Expeditionen ermöglichen es zudem den MasterstudentInnen und DoktorandInnen unserer Partner aus Yaoundé, Prof. Dr. Bonaventure Sonké und Dr. Moses Libalah, Feldarbeit durchzuführen und an den gemeinsamen Projekten mitzuwirken.

Eine erste Publikation über die Gattung Myrianthemum mit Material von der ersten Expedition wurde bereits veröffentlicht (Chen et al. 2023). Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Aufsammlungen einige für die Wissenschaft neue Taxa beinhalten, die im Laufe der nächsten Jahre beschrieben werden. Die Region Bandoumkassa stellt wahrscheinlich einen weiteren Hotspot westafrikanischer Bergregenwaldflora dar.

Finanziert wurden die Expeditionen durch die Prinzessin-Therese-von-Bayern-Stiftung, die Elfriede-und-Franz-Jakob-Stiftung und die Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München. Zudem wurden Fördergelder seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingeworben.

Publikation:
Chen L., Kadereit G. & Veranso-Libalah M.C. 2023. Combining Angiosperms353 and Sanger data provides support for the reinstatement of the genus Myrianthemum (Melastomataceae). Botanical Journal of the Linnean Society 203: 123–133. https://doi.org/10.1093/botlinnean/boad024