Euphorbia abyssinica, E. confinalis, E. cooperi: Konvergenz (Afrika- und Madagaskarhaus)

Finden Sie nicht, dass diese Pflanze aussieht wie ein kandelaberartig verzweigter Kaktus? Im dicken Stamm und in den Seitenästen wird ganz offensichtlich Wasser gespeichert – wie bei den Kakteen üblich. An den Rippen sitzen auf kleinen Erhebungen Dornen; Blätter sind keine zu sehen. Was spricht also dagegen, diese Pflanze den Kakteen zuzuordnen?

Würden wir die Haut der Pflanze anritzen, käme ein weißer Milchsaft zum Vorschein. Er wäre kautschukhaltig und giftig. Kakteen haben keinen solchen Milchsaft. Er ist charakteristisch für die Gattung Euphorbia, die Wolfsmilch. Weltweit umfasst die Gattung 1.500 Arten. Speziell in Afrika haben sich Wasser speichernde Formen entwickelt, die uns an Kakteen erinnern. Das Phänomen, dass Pflanzen aus völlig unterschiedlichen Familien ein fast gleiches Aussehen haben, bezeichnet man als Konvergenz. Konvergenzen entstehen, wenn Pflanzen unter gleichen Umweltbedingungen ähnliche Anpassungsstrategien und damit auch ein ähnliches Aussehen entwickeln.

Nochmals: In Amerika sind es die Kakteen, die in ihrem Stamm Wasser speichern, um in trockener Umgebung überleben zu können, in Afrika jedoch ist es die Gattung Euphorbia.

Wenn die Wolfsmilch zur Blüte kommt, wird es noch offensichtlicher, dass es sich um keinen Kaktus handeln kann. Kakteenblüten sind trichterförmig und leuchtend gefärbt. Bei den Wolfsmilch-Arten sind sie klein und gelblich gefärbt. In Wirklichkeit handelt es sich um Blütenstände, die den Anschein einer Einzelblüte erwecken. Diese Scheinblüte besteht aus einem Becherchen, in dem mehrere männliche Blüten und eine weibliche Blüten sitzen. Die männlichen Blüten bestehen nur aus Staubblättern, die weibliche Blüte ist ein kugeliger, dreiteiliger Fruchtknoten. Am oberen Rand des Becherchens können Sie kleine glänzende Gebilde sehen, die Nektardrüsen. Diese Scheinblüte wird mit dem Fachwort Cyathium bezeichnet.


Euphorbia abyssinica, E. confinalis, E. cooperi: Convergent evolution

Don’t you think this plant looks like a candelabra-shaped, branched cactus? Its thick trunk and side branches are obviously used to store water, just as in a cactus. It has no leaves, just thorns on small bumps on its ribs. So why not classify it as a cactus?

If we were to cut through the skin of this plant, a white, milky juice would appear. It looks like liquid latex, and is poisonous. Cacti don’t have such juice, but it’s characteristic of the genus Euphorbia, the wolf’s milk plant. This genus includes 1,500 species worldwide. Some African Euphorbia in particular have developed water-storage structures that remind us of a cactus. This phenomenon, where plants from completely different families look almost the same, is known as convergent evolution. This occurs when plants develop similar strategies to cope with similar environments, resulting in a similar external appearance.

So, while in America it’s cacti that store water in their trunks to survive in a dry climate, in Africa it’s the genus Euphorbia.

When Euphorbia blooms, it’s immediately obvious that this is no cactus. Cactus flowers are funnel-shaped and brightly-colored, while those of the wolf’s milk plant are small and yellowish. They consist of a small cup containing several male flowers and a single female one. The male flowers each bear only a single anther, while the female flower consists of a round, tripartite ovary. On the upper edge of the cup, you can see a small, glistening structure: These are the nectar glands.