Bewässerung und Rohrleitungssystem

Grundversorgung mit Gießwasser

Die Versorgung unserer Gewächshäuser durch unsere Heizungsanlage ist – genau wie Wasserversorgungsanlagen des Gartens – für unsere Sammlung unentbehrlich. Die Grundversorgung mit Gießwasser stets sicher stellen zu können, war auch einer der Gründe, warum das Areal nördlich des Nymphenburger Schlossparks für die Verlegung gewählt wurde. Die Versorgung des Gartens mit Wasser aus der Würm – durch eine direkte Überleitung aus dem Würmkanal – sollte so eine sichere Wasserversorgung für den Botanischen Garten schaffen. An der Quelle am Beginn der Farnschlucht angekommen, folgt das Würmwasser dem natürlichen Gefälle in den vor dem Alpinum gelegenen Teich, der seit Gartengründung als Wasserspeicher fungiert. Während das Würmwasser im Freiland ungefiltert zum Einsatz kommt, wird es für die Verwendung in den Gewächshäusern vorab durch einen Sandfilter gereinigt.

Um die Verteilung des Würmwassers im 21 Hektar großen Gartengelände bis hin zur Gewächshaus-Anlage zu gewährleisten, wurde zusätzlich zu den Rohrleitungen auch eine elektrische Pumpwerksanlage geplant – zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch längst keine Selbstverständlichkeit. Bis heute ist die Nutzung des Wassers aus der Würm die meistverbrauchte Wasserart in unserem Garten. Bei Bedarf wird das Wasser automatisch aus dem Teich angesaugt und über zwei Kreiselpumpen weiter verteilt.

Das Pumpenhaus – Herzstück der Bewässerungsanlage

Untergebracht ist das Herzstück der Bewässerungsanlage in einem kleinen, architektonisch sehr ansprechenden Gebäude, dem sogenannten „Pumpenhaus“. Es wurde 1910 fertig gestellt und steht am Südostende des Teichs. 2009 erfolgte eine originalgetreue Außenrenovierung des nicht öffentlich zugänglichen Teils des Gebäudes, das seit jeher die Neugier des Publikums erregt. Der damalige Weitblick und die elegante Lösung, moderne Technik einzusetzen, sie jedoch im Verborgenen wirken zu lassen, wird jetzt – über 100 Jahre später – bewundert und honoriert.

Um unsere Pflanzen auch zur Zeit der jährlich wiederkehrenden Nymphenburger Bachauskehr (zur Reinigung und Ausbesserung des Kanalsystems), sowie bei eventuellen Rohrbrüchen gießen zu können, wurde zusätzlich ein städtischer Leitungswasseranschluss geschaffen, der auch für sämtliche sanitäre Einrichtungen verwendet wird. Die Versorgung der Pflanzen mit städtischem Trinkwasser ist aber auch heute aus ökologischen und finanziellen Gründen lediglich eine Notlösung. Genau wie das Würmwasser ist das Leitungswasser nicht für alle gärtnerischen Zwecke brauchbar. Weitestgehend mineralfreies Regenwasser trägt auch noch den Ansprüchen der heikelsten Pflanzen Rechnung.

Verschnittwasser für eine optimale Bewässerung

Eine gewisse Grundbeimengung von mineralreichem Wasser, derzeit im Verhältnis 1:15, ist teils auch deshalb nötig, um das Wasser gegen abfallende pH-Werte zu Puffern und so auf Dauer die metallischen Rohrleitungen vor säurebedingtem Lochfraß zu schützen. Dieses Verschnittwasser wird vor der Verwendung in den Gewächshäusern noch durch eine UV-Entkeimungsanlage geschickt, um gegebenenfalls Krankheitserreger unschädlich zu machen. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden die Regenwasser-Speicherkapazitäten des Gartens auf mittlerweile fünf größere Zisternen mit einem gesamten Fassungsvermögen von 1.500 Kubikmetern ausgebaut. Die letzten größeren Zisternenbauten erfolgten in den Jahren 2007 und 2012 mit jeweils 300 Kubikmetern und 2018 mit 500 Kubikmetern an Volumen. Eine der jüngeren Zisternen – gebaut 2007 – befindet sich unter dem Insektenpavillon, der im Sommer 2011 von Markus Söder – damals tätig als Bayerischer Umweltminister – feierlich eröffnet wurde.

Insgesamt haben die Gründer des Botanischen Gartens bei ihrer Planung der grundlegenden technischen Anlagen bemerkenswerten Weitblick bewiesen. Auch nach über 100 Jahren können diese von uns noch immer weitgehend erfolgreich betrieben werden.