Geschichte

Der alte Botanische Garten und der Umzug nach Nymphenburg

Der erste Münchner Botanische Garten wurde 1812 auf einem fünf Hektar großen Gelände westlich des Karlsplatzes, dem heutigen Stachus, eröffnet. Er gehörte zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften und stand unter der Leitung von Franz von Paula von Schrank (1747-1835). Die rasante Stadtentwicklung ab 1871 bis zur Jahrhundertwende machte eine Verlegung des Gartens an einen geeigneteren Ort immer dringlicher. Auch der Aufschwung der wissenschaftlichen Botanik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) schuf das Bedürfnis für ein modernes Institutsgebäude und größeres Gartengelände mit Schaugewächshäusern.

Die treibende Kraft zur Verlegung des Gartens vom Stadtzentrum nach Nymphenburg war Karl Eberhard von Goebel (1855-1932), von 1891 bis 1932 Direktor des Botanischen Gartens. Nach heißer Diskussion in der Bayerischen Abgeordnetenkammer am 12. Februar 1908 konnten 1909 die vorbereitenden Arbeiten auf dem Areal in der Nähe des Nymphenburger Parks begonnen werden. Beteiligt als Gartenbauingenieur war der Königlich-Bayerische Oberinspektor Peter Holfelder (1878-1936); vorher Lehrer an der Gartenbauschule in Weihenstephan. Für die Einrichtung der Gewächshäuser sorgte Leonhard Dillis (1871-1946). Die Durchführung der Bepflanzung lag in den Händen des Gartenkustos Walter Kupper (1874-1953). Im Jahr 1912 wurde schließlich das Richtfest gefeiert, 1913 wurden die Gebäude fertig gestellt. Vom Alten Botanischen Garten zogen schließlich um: das Botanische Laboratorium, das Pflanzenphysiologische Institut, das Herbarium und die Botanische Staatssammlung, die damals als „Botanisches Museum“ für das Publikum zugänglich war.

Der neue Botanische Garten und das Botanische Institut

Der neue Botanische Garten wurde offiziell am 10. Mai 1914, noch unter der Regentschaft Ludwig III., eingeweiht. Der Garten besteht aus einem zentralen Teil im neobarocken Stil – zu seiner Eröffnung ein Alleinstellungsmerkmal – sowie einem Alpinum mit vorgelagertem Teich und einem großen Arboretum. Ein zunächst als offenes Schatten- und Trinkhalle angelegtes kleines Bauwerk im Zentrum des Gartens dient seit 1936 als Café. Für Ausstellungen und Veranstaltungen im Sommer, dient dem Garten seine 390 Quadratmeter große Überwinterungshalle von 1912. Die „Winterhalle“ wurde 2005 historisch renoviert und erfüllt im Winter weiterhin ihre ursprüngliche Aufgabe, nämlich die in Kübeln gehaltenen mediterranen Holzgewächse und Palmen aufzunehmen.

Das Institutsgebäude, das teilweise unter Denkmalschutz steht, wurde mit einem Kostenaufwand von rund 5 Millionen Mark in den Jahren 1908 bis 1913 erbaut. Es überstand den Zweiten Weltkrieg unversehrt und ist mit seiner reichen Innenausstattung ein wichtiges Beispiel des Münchner Jugendstils. Bis heute befinden sich im Institutsgebäude Sammlungen getrockneter Pflanzen – die Herbarien – des Bayerischen Staates und der Ludwig-Maximilians-Universität. Mit rund drei Millionen Exemplaren, davon etwa eine Million Pilzen, Flechten, Algen und Moose, ist sie eine der größten und wissenschaftlich bedeutendsten Pflanzensammlungen der Welt.

Auch die Professor:innen für Systematische Botanik und Mykologie der LMU und ihre Mitarbeiter:innen arbeiten in diesem Institutsgebäude. Während der Semestermonate findet dort Unterricht in modernen Praktikumsräumen und Laboren statt.

Rekonstruktion der Ziervasen

Im September 2020 wurden die Ziervasen, die von 1914 bis 1956 das Dach des Hauptgebäudes des Botanischen Gartens zierten, historisch-getreu rekonstruiert. Einen Bericht über die Rekonstruktion inkl. Bildern finden Sie hier.

Geschichte der SNSB

Mehr über die Geschichte der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen (SNSB) lesen Sie auf der Homepage der SNSB.

Weiterführende Literatur zur Geschichte des Botanischen Gartens

  • Holfelder, P. 1912: Die Neuanlage des K. Botanischen Gartens. – Bayerische Gartenbau-Gesellschaft 1910 und 1911, München.
  • Kupper, J. A. 1926: Der Botanische Garten. – Festschrift der Universität München: 287-288.
  • Merxmüller, R, H. 1977: Geschichte des Botanischen Gartens und der Botanischen Staatssammlung München. Botanischer Garten 1812-1977. – Jahresbericht der Generaldirektion der Staatl. Naturwiss. Sammlungen Bayerns: 19-34.
  • Renner, S. S. 2014: Geschichte des Botanischen Gartens München. Pp. 10-17 in Botanischer Garten München, Herausgegeben vom Botanischen Garten München und der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens München. – München Verlag